Reicht ein Hörgerät oder brauche ich zwei?

Oder: Warum zwei Hörgeräte in der Regel besser sind

Wer mit der Anschaffung eines Hörgerätes liebäugelt, stellt sich womöglich die Frage, ob es unbedingt zwei Hörgeräte sein müssen oder ob nicht doch schon eine Hörhilfe ausreichen könnte. Nicht selten stecken finanzielle Überlegungen hinter dieser Idee, schließlich haben höherklassige Hörsysteme in puncto Leistung und Tragekomfort viel mehr zu bieten als normale Hörgeräte, sie kosten aber auch mehr. Ganz grundsätzlich ist die Entscheidung „Ein oder zwei Hörgeräte“ von Fall zu Fall zu treffen, denn es kommt immer auf die tatsächlich gemessene Hörfähigkeit des Einzelnen an.

Erst verschwinden die leisen Geräusche, dann die hellen Töne: „Merkwürdig, dass mich niemand mehr besuchen kommt. Ob ich die Türklingel noch richtig höre?“ – „Merkwürdig auch, dass im Fernsehen neuerdings nur noch genuschelt wird.“ Naja, Sie merken schon, wohin das führt … Wenn die Hörqualität und das Sprachverstehen mit dem Alter nachlassen, ist ein Besuch beim Hörakustiker unumgänglich, will man nicht immer mehr an sozialen Kontakten und Lebensqualität einbüßen. Denn eins ist sonnenklar: Hörverluste verschwinden weder über Nacht, noch „irgendwie“ von selbst.

Warum das Hörvermögen irgendwann nachlässt

Häufigste Ursache für nachlassende Hörfähigkeit ist das Älterwerden, bzw. der allmählich einsetzende physiologische Verschleiß der hochfragilen Haarsinneszellen in der Hörschnecke des Innenohrs. Solche Sinneszellen übertragen wahrgenommene Schallwellen als Nervenimpulse an das Gehirn, wo sie als Töne dechiffriert werden. So etwa mit 30 bis 40 Jahren gehen die ersten Zellen verloren, verursacht durch zu häufige oder extreme Lautstärke, durch Infektionen oder eben aus Altersgründen. Und schließlich verlieren immer mehr Sinneszellen ihre Funktionstüchtigkeit. Reparieren oder neubilden kann der Körper sie nicht.

Wir selbst bemerken diese Hörverluste anfangs kaum, da unser Gehirn akustische Satzlücken bis zu einem gewissen Maße noch zu ergänzen vermag, so dass wir immerhin noch in der Lage sind, das Gesagte zu verstehen. So weit so gut? Nicht wirklich, denn es geht ja weiter, Hörverluste machen nun mal von selbst nicht halt. Unsere Hörminderung schreitet voran, wird stärker und stärker, und spätestens dann, wenn es auf der Straße fast zum Unfall kommt, weil wir nur noch sehr schlecht hören, müssen wir uns eingestehen, dass wir ein Hörgerät brauchen.

Und dann fällt uns der Ur-Großvater ein, der damals diesen Apparat hinterm Ohr trug, links oder rechts, auf jeden Fall war es ein graues Relikt und er konnte damit Vieles so viel besser verstehen. Obgleich die Hörgeräte von damals eigentlich nur alles lauter machten. Aber: Er hatte tatsächlich nur ein Hörgerät, und so fragen wir uns noch heute:

Kann nicht auch ein Hörgerät völlig ausreichen, um wieder besser hören zu können?

Aus biologischer Sicht ist die Antwort recht einfach: aller meistens nicht. Der Mensch hat nun mal zwei Ohren, und der Verschleiß im Innenohr geschieht beidseitig. Eine Hörversorgung für beide Ohren ist daher die sinnvolle Hörlösung.

Allein schon, weil das Richtungshören, das nur mit zwei intakten Ohren möglich ist. Hören zu können, aus welcher Richtung zum Beispiel Fahrzeuge kommen, ist für die Gesundheit ebenso essenziell wie das Hören schriller Alarmsirenen. Falls Ihnen das zu dramatisch erscheint: Für den gestellten Wecker – die Arbeit ruft! – oder das abendliche Türläuten – der Pizzabote verzweifelt schon! – ist gutes Hören nicht minder wichtig. Ganz zu schweigen von der Orientierungsfähigkeit im Raum: Räumliches Hören funktioniert nur im Stereoverfahren – wenn also beide Ohren gleich gut hören. Daher wird von Seiten der HNO-Ärzte und Hörakustiker in der Regel die Hörversorgung für beide Ohren empfohlen, also mit zwei Hörsystemen.

Was in der Theorie logisch klingt, wird durch die Praxis bestätigt: „Fast jeden Tag kommen Kunden zum Hörtest zu uns, aber dass jemand nur auf einer Seite schlecht hört und dass mit dem anderen Ohr alles in Ordnung wäre – das hat es bislang noch nicht bei uns gegeben“, sagt Hörakustikermeister Lennart Goth. Zum Stand der Technik erläutert er, dass beidseitige Hörgeräte heutzutage „über Funk verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen. Selbst wenn die Ohren sehr unterschiedliche Grade einer Hörminderung aufweisen, sind binaurale Hörsysteme ohne Weiteres im Stande, das präzise ausgleichen. Davon profitiert man als Hörgeräteträger in jeder Minute, vor allem in der räumlichen Bewegung und im Kontakt mit anderen.“

Alles spricht für zwei Hörgeräte

1) Unterhaltungen mit Stereo-Support

Laute Umgebungen machen es schwierig, Gespräche zu führen und einander gut zuzuhören. Mit zwei intakten Ohren sind gesprochene Worte deutlich besser zu verstehen. Das Gehirn unterstützt unsere Konzentration auf die Sprache, indem es auf beiden Gehörseiten störende Geräusche im Hintergrund herausfiltert. Hörgeräte dienen demselben Zweck.

2) Die Fähigkeit, Gefahren zu lokalisieren

Räumliches Hören (Stereo) erfordert zwei intakte Ohren. Wir brauchen eine gleichgute Hörfähigkeit auf beiden Seiten, um Schallquellen – auch Gefahrquellen – rasch zu orten.

3) Beidseitiges Training der Hörsinne

Ein unversorgter Hörverlust, und sei er noch gering, bedeutet permanente Reizverluste für die Hörsinne. Sie werden nicht mehr ausreichend trainiert und erleiden im Laufe der Zeit irreparable Verluste. (Deshalb ist es auch so wichtig, sich um seine Hörfähigkeit zu kümmern und lieber früher als später einen Hörtest zu machen.)

4) Technologievorteile zu 100 % nutzen

Viele Funktionen der leistungsfähigen Hörsysteme basieren auf der binauralen Hörgeräteversorgung. Dadurch fällt es Hörgeräteträgern viel leichter, sich auch in geselligen Situationen zu unterhalten und das Gesagte von allen Seiten fehlerfrei zu verstehen.

5) Zwei Hörgeräte sind weniger anstrengend

Mit dem Hören ist es wie mit dem Sehen: Eine einseitige Beanspruchung ist wider die Natur, auf Dauer sehr anstrengend und ermüdend. Fehler schleichen sich ein, Unsicherheit ist die Folge. Werden beide Ohren mit Hörsystemen versorgt, stellen sich rasch deutliche Verbesserungen ein.

Fazit: Es gibt knallharte Gründe für zwei Hörsysteme

Es gibt knallharte Gründe, gleich beide Ohren mit moderner Hörakustik zu versorgen, denn Hörtestergebnisse, wonach nur eine Gehörseite an Hörkraft verloren hat, während das andere Ohr noch uneingeschränkt leistungsfähig wäre, grenzen an ein Wunder. Insofern werden Sie mit einer beidseitigen Hörversorgung – also mit zwei Hörgeräten – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit besser fahren, als mit nur einem Hörgerät.

Aber wissen Sie was: Hundertprozentige Gewissheit verschafft Ihnen nur ein aktueller Hörtest. Bei Rhein-Neckar-Akustik ist jeder Hörtest kostenfrei. Und unverbindlich. Sie sind jederzeit willkommen!

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