Terrorteufel Tinnitus (1/3): Was schützt mich vor Lärm im Ohr?

Es kommt urplötzlich, wie aus dem Nichts: das Pfeifen, Sirren, tief im Ohr. Zwar ist es meistens auszuhalten – für den Moment. Doch was ist, wenn es länger bleibt, womöglich für immer? Schätzungen zufolge hat jeder Erwachsene mindestens einmal einen Tinnitus erlebt. Experten zufolge sind Lärm und Stress die Trigger Nr.1. Was aber hilft gegen die Quälgeister im Ohr? Und welche Rolle spielen innovative Hörgeräte dabei? Fest steht: Das Thema Tinnitus ist sehr komplex. Wir bringen etwas Licht ins Dunkle.

Was genau ist Tinnitus?

Der Begriff Tinnitus stammt vom lateinischen „tinnire“, was soviel bedeutet wie „klingeln“ oder „läuten“. Im Allgemeinen versteht man unter Tinnitus plötzlich auftretende Störgeräusche im Ohr, die einige Sekunden oder Minuten anhalten und ebenso plötzlich wieder verschwinden. Von medizinischer Seite wird dies jedoch noch als Ohrgeräusche klassifiziert, auch Ohrensausen genannt. Kehren die Ohrgeräusche allerdings immer wieder – als Summen, Sirren, Pfeifen, Klingeln, Fiepen, Zischen oder auch Brummen in unzähligen Varianten – und ertönen die Störgeräusche über längere Zeiträume, spricht man von einem Tinnitus.

Tinnitus-Kategorien

In der HNO-Medizin und Hörakustik unterteilt man Tinnitus in zwei Kategorien:

•    Akuter Tinnitus und
•    Chronischer Tinnitus.

Leidet ein Mensch zum ersten Mal unter Tinnitus, handelt es sich um einen Akuten Tinnitus. Zieht sich diese Hörstörung über mehr als drei Monate hin, ist es ein Chronischer Tinnitus.

Patienten mit chronischem Tinnitus sind verständlicher Weise besonders stark auf Möglichkeiten zur Linderung der Störgeräusche angewiesen, zumal sie auch in der Lautstärke unterschiedlich krass auftreten können. Zur Linderung chronischer Tinnitus-Beschwerden hat die Hörakustikindustrie bereits sehr effektive Funktionen entwickelt, die man direkt am eigenen Hörsystem zuschalten kann.

Was tun bei Tinnitus?

Klare Antwort: Ihr erster Ansprechpartner beim Auftreten eines Tinnitus sollte immer der HNO-Arzt sein. Halten die Ohrgeräusche mehrere Stunden an und/oder kommen noch Hörverluste und Schwindelgefühle hinzu, ist überdies Eile geboten. Der HNO-Arzt kann eine differenzierte Diagnostik erstellen und ggf. eine Therapie einleiten, um den Tinnitus zu behandeln.

In der Regel braucht es für die Therapie gegen Tinnitus ein Hörgerät mit Tinnitus Masker oder Tinnitus-Noiser. Viele Modelle vereinen auch beide Funktionen in einem Hörgerät (mehr über Tinnitus-Masker und Tinnitus-Noiser in Teil 2).

Ursachen & Auslöser von Tinnitus

Nach gegenwärtigem Stand der Forschung sind rund 300 Ursachen für Tinnitus bekannt, so dass recht schwierig herauszufinden ist, woran es im Einzelfall liegt. Nach allem, was man weiß zählen Hörsturz (Ohrinfarkt), Ernährungsmängel, Giftstoffe, Nervenschäden, Bluthochdruck und Entzündungen zu den häufigsten Tinnitus-Ursachen. Sehr oft sind es auch mehrere Ursachen in Kombination. Nicht zuletzt können altersbedingte Verschleißerscheinungen am Hörorgan der Grund für einen Tinnitus sein.

Welche Rolle spielt das Alter bei Tinnitus

Die Hörfähigkeit des menschlichen Gehörs nimmt proportional zum Älterwerden ab. Dies liegt in hohem Maße am natürlichen Verschleiß des Gehörs – ganz einfach indem die hochfeinen Haarsinneszellen im Innenohr in Folge jahrzehntelangen Gebrauchs mit dem Alter einfach schwächer, instabiler und brüchig werden. Diese Verluste sind leider irreversibel, so dass jedes Hörorgan im Laufe des Lebens unweigerlich an Leistungsqualität einbüßen wird – bekannt als Altersschwerhörigkeit.

Neben den Verlusten an Haarzellen im Innenohr gibt es noch einige weitere Alterungsprozesse im Bereich des Hörorgans, die zu den Verursachern der Altersschwerhörigkeit gehören. Eins kommt zum anderen, der Prozess ist nicht mehr aufzuhalten. Die Leistungsfähigkeit des Hörorgans ist zunehmend stärker beeinträchtigt, die Fülle und Intensität der übermittelten Signale und Reize ans Gehirn nehmen rapide ab. Allerdings versuchen die Nervenbahnen des Gehörs dagegen anzuarbeiten, bis nichts mehr geht. Das Resultat der Überlastung ist oftmals ein Hörsturz, nicht selten gefolgt von Tinnitus.

Wie kommt es zum plötzlichen Tinnitus-Anfall

Auch die Auslöser für Tinnitus – neudeutsch: Tinnitus-Trigger – sind vielfältiger Natur. Meist liegen dem Einsetzen von Tinnitus übermäßige Belastungen und außergewöhnliche Stresssituationen zugrunde. Etwa durch nervlichen, psychischen oder körperlichen Stress. Oder durch akustischen Stress wie Maschinenlärm oder sehr lautes Musikhören.

Zu den klassischen Tinnitus-Auslösern zählt das Knalltrauma, erlitten durch direkte Nähe zu einem sehr lauten Knall oder einer Detonation.

Wie kann ich mich vor Tinnitus schützen?

Kann man sich überhaupt vor Tinnitus schützen? Angesichts der zahllosen Tinnitus-Fälle weltweit und angesichts der vielfältigen Ursachen von Tinnitus fällt es schwer, hierüber eindeutige Aussagen zu treffen. Mit Blick auf die Tinnitus-Auslöser liegt die Sache etwas klarer: Wer einem Tinnitus-Anfall vorbeugen will, sollte vornehmlich Stress vermeiden, auf hochwertige Ernährung achten und insgesamt einen gesunden Lebensstil pflegen.

Tinnitus-Faktor Stress

Stress gilt als Tinnitus-Faktor Nr. 1, mit sehr vielen Facetten:

•    Organischer Stress durch Alkohol, Nikotin, schlechte Ernährung etc.
•    Körperlicher Stress durch Überlastung, Erkrankung, Verspannungen etc.
•    Emotionaler Stress durch Sorgen, Existenzangst, Verlustängste etc.
•    Nervlicher Stress durch Lärm, Lerndruck, Leistungsdruck etc.

Ca. 25 bis 30 % der bekannten Tinnitus-Fälle wurden durch Stress ausgelöst, weshalb der Stressvermeidung eine besondere Bedeutung in der Tinnitus-Abwehr zukommt. Die höchste Priorität liegt dabei auf der Vermeidung von Gehörstress durch Lärmbelastung.

Tinnitus-Faktor Gehörerkrankung

Längere Stressphasen können Veränderungen des Hörorgans herbeiführen, wie z.B. Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder Funktionsstörungen und irreversible Defekte des Innenohrs, was schließlich eine akustische  (Über-)Empfindlichkeit des Gehörs sowie Ohrensausen oder auch Tinnitus bewirken kann.

Mögliche Erkrankungen des Hörorgans durch Lärmstress:

•    Mittel- und Innenohrentzündungen
•    Verknöcherungen im Innenohrbereich
•    Tubenfunktionsstörungen
•    Trommelfelldefekte

Tipps und Hilfestellungen für Betroffene

Lesen Sie im 2. Teil unserer Tinnitus-Reihe, was Sie aktiv gegen Tinnitus tun können und welche Tinnitus-Therapien sich bewährt haben …

 

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