In-Ear-Kopfhörer – Segen oder Fluch?

Wie Sie Gehörschäden durch In-Ear-Kopfhörer vermeiden

Kaum ein Tag ohne Musik, kaum ein Tag ohne Kopfhörer – so halten es viele Menschen, um sich den Alltag zu versüßen. In Bussen und Bahnen, auf der Straße, auf der Couch: In-Ear Kopfhörer soweit das Auge reicht. „Warum auch nicht“, heißt es dann, „mit Musik geht alles leichter.“ Ganz offensichtlich ist der Musikgenuss über Kopfhörer die alltäglichste Sache der Welt. Ganz ohne Risiko ist dies Vergnügen leider nicht.

Es ist längst kein Geheimnis mehr: anhaltende und starke akustische Belastungen können zum Gesundheitsproblem werden. Jeder Hörakustik-Experte und jeder Mediziner wird das bestätigen. Die Krux ist nur, dass unter „Belastungen“ jeder etwas anderes versteht. Was dem einen „zu laut“ ist, ist für den anderen „noch lange nicht laut genug“. Und so kam eine internationale Studie jüngst zu dem Ergebnis, dass Jugendliche und junge Erwachsene dazu neigen, Musik viel zu laut zu hören. Knapp 24 % der Probanden, hörten ihre Lieblingsbands und -interpreten gern so laut, dass Folgeschäden fürs Gehör möglich waren: mit mehr als 105 Dezibel (dB).

Zum Vergleich: 55 dB verursacht ein Radio oder Fernseher in Zimmerlautstärke, 65 dB ein Rasenmäher, 80-90 dB der Straßenverkehr. Oberhalb von 80 dB beginnen die gesundheitlich riskanten Geräuschpegel, z.B. die 90-100 dB in Diskotheken, Clubs, Konzerten. Oder die 110 dB einer Kettensäge in der eigenen Hand. In dieser Lautstärke (eigentlich müsste es bereits „Lärmstärke“ heißen) gewohnheitsmäßig Musik zu hören, führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Schäden im Gehör. Was aber, wenn ich nicht auf meine In-Ear Kopfhörer verzichten will?

Wie kann ich mich vor Gehörschäden durch In-Ear-Kopfhörer schützen? 10 Tipps für Kopfhörer-Fans

1) Bewusstsein schärfen
So verführerisch der Musikgenuss über In-Ear Kopfhörer auch sein mag: Wer es damit übertreibt, kann rasch die Quittung bekommen und an Hörqualität bzw. Hörvermögen einbüßen. Da In-Ear Kopfhörer nun mal direkt im Ohr bzw. im Gehörgang getragen werden sitzen sie sehr nahe am Trommelfell. Da kann schon „etwas lauter“ schnell zu viel sein.

2) Die 60/60-Methode
Viele Hörexperten empfehlen, den Lautstärkeregler nur etwa zu 2/3 aufzudrehen, also etwa 60 % der verfügbaren Lautstärkeleistung abzurufen, und spätestens nach 60 Minuten eine Hör-Pause einzulegen, um dem Gehör die nötige akustische Erholung zu gönnen. Das mag für leidenschaftliche Musikfans schwierig bis unmöglich erscheinen, hat aber durchaus einen ernsten Hintergrund (siehe unten).

3) Öfter mal variieren
Der Trend geht zum Zweitkopfhörer: Wer die Kopfhörer öfter mal wechselt und gegen einen On-Ear Kopfhörer tauscht, nimmt dabei automatisch Schalldruck aus den Ohren und minimiert das Risiko von Schädigungen im Gehör. Interessant sind in diesem Zusammenhang die sogenannten Noise-Cancelling-Kopfhörer. Es sind „geschlossene“ Kopfhörermodelle, deren Kopfhörerpolster das ganze Ohr umschließen und gegen Außengeräusche abschirmen. Mit solchen Kopfhörern ist Musikhören schon bei wenigen Dezibel ein Genuss.

4) Maßanzug für die Ohren
Ähnlich wie mit Noise-Cancelling-Kopfhörern ist das Musikerlebnis mit einem maßangefertigten In-Ear Kopfhörer aus dem Hörakustikfachgeschäft. Anders als herkömmliche In-Ear Kopfhörer haben sie nämlich ein exakt nach Maß angefertigtes, anatomisch geformtes Ohrpassstück. Das hat nicht nur eine optimale Abschirmung vor störenden Außengeräuschen zur Folge, es bietet auch einen besseren Sitz im Ohr, selbst bei sportlichen Tätigkeiten. Darüber hinaus lassen sich technische Akustikfilter einsetzen, etwa um Bässe/Höhen zu betonen oder ein audiologisches Fenster für Sprachfrequenzen offen zu halten. So bleibt man trotz Noise-Cancelling-Funktion jederzeit ansprechbar.

5) Weniger ist mehr
Schneller, härter, lauter – wohin soll das führen? Wer sich die Zeit und Dauer des Musikhörens über In-Ear Kopfhörer bewusst einteilt und eher sparsam dosiert bzw. für bestimmte Momente reserviert, wird diese Hörzeiten intensiver erleben. Weniger ist dann tatsächlich mehr. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, das Musikhören in Lautstärken von 100 dB oder mehr auf max. 15 Minuten am Tag zu beschränken.

6) Auf Hörexperten hören
In der Hörakustik- und Hörgesundheitsbranche ist man sich einig, dass vor allem junge und jugendliche Musikliebhaber Gefahr laufen, einen dauerhaften Hörverlust zu entwickeln. Dies kann sich zum Beispiel in Form eines Tinnitus äußern, aber auch durch frühzeitig einsetzende Hörminderungen. Die Erfahrung zeigt, dass erhebliche Lärmbelastungen in jungen Jahren altersbedingte Schwerhörigkeit begünstigen. Hörexperten raten daher, Musik nicht lauert als 80 dB zu hören. Laut Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte sind Lautstärken ab 85 dB kritisch für die Ohren.

7) Achtsames Hören
Auch wer seinen Ohren keine Pause gönnt und dauerhaft In-Ear Kopfhörer trägt, setzt seine Hörsinne einer dauerhaften Stressbelastung aus. Denn zu der musikalischen Beschallung kommen ja tagtäglich noch zahlreiche Geräusche des Alltags, der Umwelt und der Freizeitaktivitäten hinzu. Entscheidend ist, dass sich die Ohren auch zwischendurch am Tage regenerieren können.

8) Die Sache mit dem Ohrenschmalz
Es gibt einen Indikator für häufiges bzw. langes Tragen von In-Ear Kopfhörern – die Sache mit dem Ohrenschmalz. Wenn Sie so häufig In-Ear Kopfhörer tragen, dass die Gehörgänge kaum noch Luft bekommen, können die Ohren beizeiten verstopfen. Besser und gesünder ist es, immer wieder längere Hörpausen einzulegen, damit die Ohren bzw. Gehörgänge ihren natürlichen Feuchtehaushalt regulieren können. Je länger Sie In-Ear Kopfhörer tragen, desto länger unterbinden Sie die Luftzirkulation und desto feuchter wird das Ohr, wodurch das Risiko einer Ohrenentzündung steigt.

9) Professioneller Soundcheck
Wer gern Musik hört, legt meistens Wert auf eine gute Klangqualität. Was aber ist, wenn der Klang immer dumpfer wird und an Höhen verliert? Höreindrücke dieser Art sollte man ohne zu zögern auf den Grund gehen und seine Hörkraft einmal untersuchen lassen. Bei Rhein-Neckar-Akustik können Sie dazu gern einen professionellen Hörtest machen, komplett kostenfrei. So ein Hörtest ist nicht nur eine hoch interessante Erfahrung – zumal für Fans der gepflegten Akustik. Ein Hörtest gibt immer auch wertvolle Hinweise für die persönliche Hörgesundheit.

10) Kompromisse finden
Unterm Strich ist es mit den In-Ear Kopfhörern wie in vielen anderen Fragen: Am besten fahrt man mit dem Versuch, einen goldenen Mittelweg zu finden. In-Ear Kopfhörer tragen? Ja, aber nicht zu lange. Und möglichst auch nicht so, dass die Ohrstöpsel zu tief in den Ohren sitzen; In-Ear Kopfhörer mit Bügel sind zum Beispiel ein guter Kompromiss, weil sie locker im Gehörgang sitzen und immer noch etwas Luft ans Gehör lassen.

Fazit: In-Ear-Kopfhörer haben‘s in sich

In jedem Fall ist es eine gute Entscheidung, sich näher mit den Auswirkungen von In-Ear Kopfhörern zu beschäftigen, wenn sie einem wichtig sind. Sollte das Thema In-Ear Kopfhörer bzw. Headphones auf Maß angefertigt für Sie persönlich dazugehören, besuchen Sie uns gern für eine unverbindliche Beratung in einer Hörakustikfiliale in Ihrer Nähe. In-Ear Kopfhörer mit maßgefertigten Ohrpassstücken (Otoplastiken) gehören zu unserem Standard-Repertoire. Wir beraten Sie gern.

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