Hörfähigkeit vs. Demenz

Über den Einfluss guter Ohren auf die geistige Fitness

Schwerhörigkeit und Demenz – zwei typische Alterserscheinungen, „gegen die man nicht viel machen kann“, so die landläufige Meinung. Aber ist da wirklich was dran? Während es gegen Schwerhörigkeit immer bessere Hilfsmittel zur individuellen Vorsorge (Hörtest) und zur gezielten Versorgung mit Hörgeräten gibt, steht die Demenzforschung noch vor ungeklärten Fragen. Dennoch deuten viele Studien darauf hin, dass altersbedingter Hörverlust und dementielle Erkrankungen miteinander zusammenhängen. Über die Bedeutung guten Hörens für die geistige Fitness und wie man sich gegen Demenz im Alter wappnen kann.

Schon lange geht man in Fachkreisen davon aus, dass Hörminderungen, die nicht rechtzeitig durch eine adäquate Hörgeräteversorgung behandelt werden, zu einem Rückgang der Hörsinnesleistung führen und somit auch die Leistung des Gehirns insgesamt negativ beeinflussen. Insofern liegt der Schluss nahe, dass Schwerhörigkeit den Abbau geistiger Fähigkeiten – wie bei einer Demenz – begünstigt und vermutlich sogar fördert. Aber könnten Hörverluste letztlich auch der Urheber, der Auslöser für Demenz sein?

Wahrnehmung spielt eine wichtige Rolle

Hörakustikermeister Lennart Goth: „Ein Muskel, den man nicht trainiert, der verkümmert. Das gleiche passiert mit dem Hörsinn. Es gibt zahlreiche Studien, die vermuten lassen, dass ein unversorgter Hörverlust über viele Jahre auch zu Demenz führen kann.“ Nils Hampel, ebenfalls Hörakustikermeister und Geschäftsinhaber von Rhein-Neckar-Akustik, fügt hinzu: „Die Wahrnehmung spielt eine wichtige Rolle für das Gehirn: Wenn wir weniger beschallt werden, haben wir weniger zum Auswerten. Und wenn wir dann auch noch schlechter hören, fehlen uns auch diese Sinnesreize permanent und das Gehör baut ab. Mit weniger Sinnesreizen wird das Gehirn einfach weniger befeuert, was dann auf lange Sicht negative Folgen in Bezug auf Demenz nach sich zieht.“

Schwerhörigkeit gilt als Risikofaktor für Demenz

De Facto gibt es bislang keine Studien, um diese Vermutung fundiert und valide zu belegen. Die genauen Ursachen und Mechanismen liegen noch im Dunkeln. Gleichwohl ist der Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz mehr als wahrscheinlich. Einzig positiver Aspekt dabei: Altersschwerhörigkeit gilt zwar als Risikofaktor für Demenz, aber eben auch als größter beeinflussbarer Risikofaktor für Demenz. Weshalb HNO-Ärzte und Hörexperten unisono empfehlen, bereits im mittleren Alter (ab 40 Jahre) zum Hörtest zu gehen, damit Hörverluste schon so früh wie möglich erkannt und versorgt werden können.

Lennart Goth: „Wenn Menschen beizeiten schlechter hören, aber jahrelang kein Hörgerät tragen, findet im Hörzentrum keine Stimulation mehr statt. Das Ganze schläft ein und das Sprachverstehen erleidet dadurch irreparable Verluste. Damit geht eine wesentliche Sinneswahrnehmungsfähigkeit verloren und das begünstigt natürlich auch, dass man generell kognitiv abbaut und dass eine dementielle Entwicklung gefördert wird.“

Eine aktuelle Publikation in der „The Lancet Public Health“ (internationale Fachzeitschrift über öffentliche Gesundheit) untermauert diese These. Wissenschaftlicher der Universität Shandong in China haben rund 437.000 Datensätze einer britischen Langzeitstudie analysiert und kommen zu dem Ergebnis, dass Schwerhörige, die kein Hörgerät tragen, ein mit ca. 42 % deutlich höheres Demenzrisiko haben als Schwerhörige, die ihre Hörverluste mit Hilfe von Hörgeräten ausgleichen.

Je besser das Hören, desto geringer das Risiko?

Wer im Alter von 40 oder spätestens 50 Jahren sorgsam auf sein Hörvermögen achtet und regelmäßige Untersuchungen durchführen lässt, scheint gegen das Risiko einer Demenzentwicklung bestmöglich aufgestellt zu sein. Immer unter der Prämisse, dass einsetzender Hörverlust frühzeitig erkannt und behandelt werden kann, denn gerade im Anfangsstadium lassen sich Hörminderungen mit gut angepassten Hörsystemen ausgleichen. Je länger der Betroffene eine Hörgerätversorgung hinauszögert, etwa aus Scham oder Unwissenheit ob der Folgen, desto schwieriger gestaltet sich die Hörverbesserung, da sich das Gehirn an die schlechtere Signalübermittlung gewöhnt.

Soziale Kontakte fördern Fitness im Kopf

Es gibt noch weitere Aspekte, die für eine frühzeitige Hörgerätenutzung sprechen: „Hörgeräte tragen nicht nur dazu bei, dass man wieder besser hören kann, sie sorgen auch für mehr Lebensqualität und steigern die Lebensfreude“, betont Lennart Goth. „Anstatt sich zurückzuziehen, wie wir es so oft schon bei altersschwerhörigen Menschen erlebt haben, nehmen Menschen mit einer guten Hörgeräteversorgung viel intensiver am gesellschaftlichen Leben teil und pflegen ihre sozialen Kontakte. Menschen, die häufiger unterwegs sind und Neues erleben, sind geistig immer wieder gefordert, sie bleiben auch deshalb geistig und körperlich länger fit.“

Einfach mal zum Hörtest gehen, je eher, desto besser

Fazit: Hörtest, Hörtest, Hörtest! Wer sich den Hörtest – eigentlich müsste es Hör-Schnelltest heißen, ein professioneller Hörtest dauert kaum mehr als 5 bis 10 Minuten –, wer sich also den Hörtest zunutze macht und diesen zum Beispiel einmal im Jahr wiederholt, der verbessert seine Chancen, eine Schwerhörigkeit und das damit verbundene Demenzrisiko zu vermeiden, enorm. Nils Hampel: „Es macht auf jeden Fall Sinn, mindestens einmal im Jahr eine Hörmessung zu machen – auch für die, die bereits Hörgeräte tragen. Einfach um im Blick zu behalten, ob sich das Gehör verändert und ob die Hörsysteme noch so angepasst sind, wie es der tatsächliche Hörverlust zu diesem Zeitpunkt erfordert.“

Bleibt noch darauf hinzuweisen, dass ein Hörtest Sie keinen Cent kostet und zu nichts verpflichtet. Gleichwohl könnten Sie die Gelegenheit nutzen und sich einmal selbst ein Bild von der Attraktivität moderner Hörsysteme machen. Sie werden staunen, was diese unscheinbaren Helfer draufhaben…

Ich möchte gern einen Hörtest in meiner Nähe vereinbaren

 

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