Drei Meisterinnen spenden Hörglück in Afrika

Rhein-Neckar-Akustik spendet Hörgeräte für hörgeschädigte Menschen in Uganda und passt sie vor Ort selber an

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Diese nahm ihren Anfang mit einem Gespräch unter Freunden, entspannt und visionär gestimmt, eines Abends in einer Sauna. Es muss an der Wärme und der hohen Luftfeuchtigkeit gelegen haben, dass das Gespräch auf Afrika kam, denn plötzlich war da diese Idee: Hörgeräte für Afrika, für Menschen in Armut und Not. Was daraus folgte, war ein Erlebnis für alle Beteiligten, und eine Erlösung für hörgeschädigte Menschen in Nawanyago, unweit des Äquators in Uganda.

Lennart Goth, Mitinhaber von Rhein-Neckar-Akustik und Initiator der Reise: „Die Aktion war von Anfang an nicht als Sachspende gedacht, sondern als eigenständiges Projekt zur Hörversorgung vor Ort, mit Mann und Maus und allem Drum und Dran.“ Es wurde ein Herzensprojekt, das erst einen langen Anlauf nahm und dann ein voller Erfolg wurde. Gewachsen im magischen Dreieck Eppingen – Gemmingen – Nawanyago.

Der Kontakt kam über den Schwiegersohn eines Kunden zustande, über den „TUSIIMA NAWANYAGO e.V. – Fortschritt für Uganda“ in Gemmingen, der in Nawanyago seit vielen Jahren ehrenamtliche Aufbauarbeit leistet.

Hörgeräte für Afrika? Warum denn nicht!

In Uganda leben ca. 47 Millionen Menschen und mehr als 60 Völker, die jeweils eigene Sprachen und Bräuche pflegen. Das Durchschnittsalter liegt bei ca. 16 Jahren. Zwar wächst die Wirtschaft seit Jahren beständig und verzeichnet jährliche Wachstumsraten von 5 bis 6 %, trotzdem ist Uganda immer noch eines der ärmsten Länder der Welt. Der allgemeine Bildungsstand ist schlecht. Nur wenige Familien sind in der Lage, ihren Kindern eine weiterführende Schulbildung zu ermöglichen.

Lennart Goth: „Wir haben uns natürlich lange im Vorfeld mit Uganda beschäftigt und gesehen, dass das ein sehr junges Land ist, mit sehr vielen jungen Menschen. Da kam schon noch die Frage auf, ob es grundsätzlich sinnvoll ist, mit Hörgeräten dorthin zu fahren und sie anzupassen.“ Eine konkrete Anfrage mit Hilfe des Gemminger Vereins ergab dann „hellgrünes Licht!“ Lennart Goth: „Das Signal der Krankenhausleitung war eindeutig: Bitte kommt, wir können eure Unterstützung hier gut gebrauchen!“

Und so begann vor fünf, sechs Jahren „das große Sammeln“ bei Rhein-Neckar-Akustik, da wurden die ersten Hörgeräte gezielt beiseitegelegt. Gebrauchte Hörgeräte, die noch relativ neu waren. Hörgeräte von Verstorbenen, zum Beispiel, oder wenn sich jemand für ein Hörgerät mit mehr Leistung oder Hörkomfort entschieden hatte und seine Basisgeräte nicht mehr nutzen wollte.

Alle eingesammelten Hörgeräte wurden hygienisch gereinigt und technisch aufbereitet, und so kamen aus allen Filialen nach und nach immer mehr Hörgeräte zusammen. „Dann haben wir uns aber doch entschieden, nur Neugeräte mitzunehmen. Das gab uns einfach ein besseres Gefühl, denn dann sind die Geräte auch maximal lange haltbar“, sagt Luisa Schulz. Sie war maßgeblich an der Organisation und Vorbereitung der Mission beteiligt.

Im Sommer 2023 ging der See-Container auf Reise. Mit an Bord: Alles Nötige für die Maßanfertigung von Otoplastiken und zur Anpassung der Hörgeräte vor Ort. Eine gewisse Anzahl Hörgeräte war auch zur Mitnahme in den Koffern und im Handgepäck vorgesehen, was später noch für Komplikationen beim ugandischen Zoll sorgen sollte.

Im Januar 2024 machten sich unsere „Hörglücksbotschafter“ auf den Weg.

„Hörglücksbotschafter“ – unser Team für Uganda

  • Luise „Luisa“ Schulz, Hörakustikmeisterin, Pädakustikerin und Filialleiterin in Eppingen, war für Hörmessung und Hörgeräteanpassung zuständig.
  • Fiona Lindenbach, Hörakustikmeisterin und Filialleiterin in Wiesloch, war ebenfalls für Hörmessung und Hörgeräteanpassung zuständig.
  • Sabine van de Mee, Hörakustikmeisterin und Otoplastik-Expertin in Bad Rappenau, hat die Ohrpassstücke im provisorischen Labor gefertigt.
  • Dr. Harald Goth, HNO-Arzt im Ruhestand, führte die medizinische Erstuntersuchung durch.

Die richtige Hörgeräte-Auswahl war entscheidend

Die Auswahl der Hörgeräte war eine Schlüsselentscheidung für das gesamte Projekt. Problematisch war nur, dass niemand wissen oder auch nur ahnen konnte, wer sich mit welcher Krankheitsgeschichte zur Hörversorgung im Nawanyago Health Centre III einfinden würde. Es war also Erfahrung, aber auch ein glückliches Händchen gefragt. Schulz: „Wir haben uns für ein Basismodell entschieden, ein Hörgerät mit Schlauch und Batterie, das müssten die Patienten dann einmal im Monat im Krankenhaus reinigen lassen. In Uganda haben sie meist kein fließendes Wasser und auch keinen Strom, sonst wären vielleicht auch Akku-Hörgeräte in Frage gekommen. Das zweite Modell war ein WHO4-Gerät, für an Taubheit grenzende Fälle“.

Einige Wochen vor Ankunft des Teams, verbreitete sich die Nachricht von der bevorstehenden Hörgeräte-Aktion wie ein Lauffeuer. Die Resonanz war überwältigend. In der ersten Woche sind sie „fast überrannt worden“, erinnert Luisa Schulz. Die Patientenschar war bunt gemischt. Einheimische, aus dem Dorf und aus der Umgebung, Jugendliche, junge Erwachsene, auch ganz kleine Kinder und Alte. In der zweiten Woche wurde es etwas ruhiger.

Vielen Menschen neues Hörglück geschenkt

Und so stellte sich alsbald eine gewisse Routine ein, auch wenn jeder Tag anders war und neue emotionale Begegnungen und Glücksmomente brachte. Dabei zog sich eine Melange aus Überraschung, Herzlichkeit und Geduld wie ein Roter Faden durch den gesamten Einsatz. Nur sehr wenige Patienten konnten sich in Englisch verständigen, so dass immer ein Mitarbeiter vom Krankenhaus zugegen war, der das regionale Luganda beherrschte und als Dolmetscher unterstützen konnte. Trotz dieser hohen Sprachbarriere waren viele Patienten voller Freude und Dankbarkeit und wollten es sich nicht nehmen lassen, diesen Glücksmoment mit einem Foto zu verewigen.

Letztlich ist es dem Team von Rhein-Neckar-Akustik gelungen, 58 hörgeschädigten und zum Teil stark schwerhörigen Menschen zu helfen, sie nach einer gründlichen Hörmessung mit individuell angepassten Hörgeräten zu versorgen. Dabei erhielten 16 Patienten eine beidseitige Hörversorgung.

Leider gab es auch einige Patienten, junge wie alte, denen schlichtweg nicht zu helfen war, da sie bereits vollständig ertaubt waren. Schulz: „Wir haben oft gesehen, dass Erwachsene oder auch Kinder an Malaria erkrankt sind und daher ihre Hörprobleme hatten. Malaria als Grund für Hörverluste, das hat uns überrascht und schockiert. Vor allem für Kinder, die gerade sprechen lernen, ist das erschreckend.“

Einstimmiges Fazit: „Das machen wir gerne wieder“

Obwohl es neben vielen Glücksmomenten und so manchen Freudentränen auch schwierige Momente zu meistern gab – am Ende der Reise zogen alle Teammitglieder ein positives Fazit. Alle sind dankbar für die Erfahrung und würden es gerne wieder machen – trotz „massivem Kulturschock“. Die Dankbarkeit und Wertschätzung der Patienten, aber auch die Herzlichkeit und Wissbegierde der Krankenhausmitarbeiter haben das Team „sehr berührt“.

Weitere Einsätze sind vorgesehen. Lennart Goth: „Wir wollen auf jeden Fall eine zweite Reise machen. Zielsetzung ist eigentlich, dass wir jedes Jahr im Sommer dort runterfahren und langfristig etwas aufbauen.“

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TUSIIMA NAWANYAGO e.V. in Gemmingen

Über den wohltätigen Verein, seine Projekte und Spendenmöglichkeiten https://www.tusiima-nawanyago.eu

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