Silvester: Spektakel für die Augen, Gefahr für die Hörsinne

Glühende Leuchtkugeln. Sprühende Goldfächer. Kompositionen aus 1000 herabrauschenden Sternschnuppen ... Prächtige Feuerwerke faszinieren uns von Kindesbeinen an. Für die meisten kann das alljährliche Highlight der Silvesternacht gar nicht bunt und groß genug sein. Leider kann das dabei sein und Zuschauen auch sehr schnell sehr gefährlich werden.

Kohle, Schwefel und Salpeter – in dieser explosiven Mischung liegt Historikern zufolge der Ursprung des traditionellen Feuerwerks. Die Kunst der kontrollierten Pyrotechnik begann vermutlich im 6. Jahrhundert, wurde von chinesischen Mönchen entwickelt und diente ursprünglich der Vertreibung böser Geister, noch ohne bunte Lichteffekte. Heute sind Silvesterfeiern ohne Feuerwerk und Raketen kaum mehr vorstellbar; insbesondere das Knallen gehört für viele Menschen einfach dazu.

Zu den beliebtesten Feuerwerken zählen städtische Höhenfeuerwerke. Diese zumeist konzertiert angelegten „Silvestershows“ werden von professionellen Feuerwerkern durchgeführt und ausnahmslos auf abgesperrten, für den Zuschauer unzugänglichen Arealen in sicherer Entfernung gestartet. Unter Umständen liegt allerdings genau darin eine Gefahr. Denn leider, so deutlich muss man es sagen, leider steigt mit der Attraktivität der offiziellen Höhenfeuerwerke auch die Anzahl der Zuschauer vor Ort, und damit die Anzahl der Kindsköpfe, die parallel oder gar in Konkurrenz zum Himmelszauber ihr „eigenes Süppchen“ kochen wollen – Knaller inklusive, während alle Augen zum Himmel schauen.

Knaller, Kindskopf – Knalltrauma

Worauf das Zünden von Böllern inmitten einer „abgelenkten“ Zuschauermenge hinauslaufen kann, ist womöglich gar nicht jedem klar. Nicht selten detonieren die Knaller in unmittelbarer Nähe anderer. Das ist alles andere als ein Kavaliersdelikt, denn der Lärm, den (insbesondere illegal gefertigte) Böller verursachen, kann das Gehör schädigen. Tatsache ist: Knalltraumen zählen zu den sieben häufigsten Ursachen für Schwerhörigkeit und vermindertem Hörvermögen. Der Knall eines Feuerwerkskörpers, der im Abstand von zwei Metern zum Gehör explodiert kann eine Lautstärke von bis zu 160 Dezibel erreichen, vergleichbar mit dem Lärm eines startenden Flugzeugs in 30 Metern Entfernung. Solcher Lärm ist allemal heftig genug, um ein Knalltrauma auszulösen. Und nicht nur der Lärm ist gefährlich; allein die Druckwelle einer Böller-Detonation vermag die feinen Haarsinneszellen im Innenohr irreparabel zu schädigen.

Apropos schädigen: Gesundheitsschädigender Lärm beginnt bereits bei 85 Dezibel, was in etwa dem Motorengeräusch eines fünf Meter entfernten fahrenden Lkw entspricht. Wir Hörakustiker empfehlen deshalb, sofort und ausreichend auf Abstand zu gehen, sobald in direkter Nähe Böller und Raketen gezündet werden. Haben Sie vor, ein Höhenfeuerwerk in Begleitung von Kindern zu besuchen, ist es mitunter ratsam, vorsorglich deren Ohren zu schützen, da das menschliche Gehör in jungen Jahren besonders empfindlich ist. Im Idealfall benutzen Sie dazu einen kopfhörerartigen Gehörschutz, eine zumindest lärmdämpfende Kombination mit haushaltsüblichen „Bordmitteln“ wäre zum Beispiel Wattekugeln in den Ohren und Ohrenwärmer oder Pudelmütze obendrauf.

Die beste Alternative wäre allerdings, Ihr Gehör und die Ohren Ihrer Liebsten erst gar nicht unkalkulierbaren Lärmpegeln auszusetzen. Kinder sind oftmals auch mit Knalleffekten der leiseren Sorte zufrieden, und letztendlich sind es die visuellen Effekte wie dampfende Leuchtkegel, fauchende Feuerfontäne oder sprühende Sonnenräder, die immer noch am stärksten faszinieren – große wie kleine Augen.

 

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